Gemeinschaftlich
Leben & Wohnen

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Große Resonanz bei der i3-Akademieveranstaltung in Rheinzabern am 10. November 2010

Dr. Göschel sprach vor ca. 40 Zuhörern im Ratssaal

Die Ausstellung des Forums Gemeinschaftliches Wohnen war bereits allein ein Highlight. In Kombination mit dem beliebten und prominenten Redner, dem Soziologen und Bundesvorsitzenden des Forums Dr. Albrecht Göschel, wurde der sehr informative und spannende Vortrag:
“Gemeinschaftliches Wohnen zwischen Idylle, Revitalisierung und Leerstandsverwertung”
zu einem eindrücklichen Erlebnis für alle Zuhörer.

Große Resonanz aus der ganzen Region

Ca. 40 Gäste aus der ganzen Region waren gekommen (darunter aus Landau, Germersheim, Herxheim, Hockenheim, Edenkoben, Speyer, ja sogar Mainz war vertreten), einige davon bereits Bewohner von Gemeinschaftsprojekten, aber auch etliche auf dem Weg dorthin, sowie auch professionelle Projektmoderatoren und -entwickler.
Nach der Begrüßung durch Bürgermeister Gerhard Beil und einer Einführung zur Thematik und Hinweis auf den geplanten i3-Standort in Rheinzabern durch den Geschäftsführer der BWK Alexander Grünenwald stellte die Akademieleiterin Jutta Grünenwald den direkt aus Berlin angereisten Redner vor.

Die trügerische Idylle von der Gemeinschaft ohne Verbindlichkeiten

Dr. Göschel ging in seinem Vortrag vor allem auf die unterschiedlichen Beweggründe ein, die zum Wunsch nach gemeinschaftlichen Wohnformen führen. Er sprach in diesem Zusammenhang von einem “diffusen Unwohlsein, alleine zu leben”, der Sehnsucht nach einer Einbettung in eine der Familie ähnlichen Gruppierung.
In diesem Zusammenhang warnte er vor der trügerischen Vorstellung einer Gemeinschaft ohne Verbindlichkeiten, bei der nur die Idylle eines munteren Zusammenlebens vorherrschen und falsche Erwartungen geweckt würden. Projekte, die allein auf dieser Basis zustande kommen, könnten schnell zum “Albtraum” ausarten; es sei ein großer Irrtum, die negativen Seiten des Zusammenlebens auszuschließen. Hingegen seien Fähigkeiten wie Zuwendung, Empathie und Verlässlichkeit, auch die Bereitschaft zur freiwilligen Verpflichtung, wichtige mitzubringende Tugenden beim gemeinschaftlichen Wohnen.

Gemeinschaftliches Wohnen zwischen Allgemeinwohl und Eigennutz

Ein zweiter wichtiger Aspekt des Vortrags bezog sich auf die Frage des Gemeinnützigen bzw. den Eigennutz solcher Projekte und damit den oft von Interessenten erhobenen Anspruch, dass Gemeinschaftliches Wohnen der öffentlichen Förderung bedürfe, da diese Projekte doch auch das Gemeinwohl befördern würden.
Hier blieb der Referent sehr eindeutig: Die allgemeinen Marktbedingungen seinen auch bei Gemeinschaftlichen Wohnprojekten zunächst zu akzeptieren, ein höherer moralischer Anspruch allein rechtfertige keine Vergünstigungen. Man tue in erster Linie – gemeinschaftlich – etwas für sich; damit sei dies im besten Sinne ein klassisch bürgerliches Motiv, aus dem sich keine Ansprüche an die besondere Bedienung aus öffentlichen Mitteln ableiten lassen.

Auch gemeinschaftliche Wohnprojekte brauchen gute Lagen!

Auf die Kommunen und deren Planungsinstrumente bezogen warnte Dr. Göschel davor, Gemeinschaftliches Wohnen primär als Modelle und Instrumente der Stadtentwicklung anzusehen, die Integrations- und Aufwertungspotentiale solcher Projekte einseitig einzusetzen als Problemlösungen für strukturschwache Gebiete, problembehaftete Stadtteile, Quartiere und Leerstandsprobleme.

Homogene oder gemischte Bewohnerschaft?

Auch die Frage der richtigen Bewohner-Mischung, der Alters- und Einkommensmischung wurde angesprochen. Hier vertrat Dr. Göschel die Auffassung, dass Projekte am besten funktionierten, wo eine einigermaßen homogene Interessenslage allein schon aus der ähnlichen Ausgangssituation der Bewohner bereits vorhanden sei. Projekte, die zu große Unterschiede von Anfang an mit zu bewältigen hätten, täten sich hier erfahrungsgemäß schwerer als solche, wo z.B. eine gewisse Alters- Interessens- und Lebenslagenhomogenität vorhanden sei.

Authentische Projekterfahrungen als Diskussionsbeiträge

An dieser Stelle kam eine heftige Diskussion zustande, nicht alle Zuhörer teilten diese Meinung, vor allem Bewohner des Generationenhofs aus Landau berichteten hier authentisch aus eigenen Erfahrungen, dass man eine solche Mischung und die abverlangte Auseinandersetzung hiermit durchaus auch als persönliche Bereicherung ansehen und erleben könne, man müsse sich allerdings bewusst und konsequent darauf einlassen.

Im Anschluss an Vortrag und Diskussion konnten alle Gäste, die Veranstalter und der Referent noch ausgiebig vor den Ausstellungstafeln bei einem Glas Wein die Gespräche weiter vertiefen.

Die Ausstellung ist noch bis einschließlich Donnerstag, den 18. November, auf der Rathaus-Galerie in Rheinzabern zu besichtigen.


Veröffentlicht am 16. November 2010