Gemeinschaftlich
Leben & Wohnen

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Zweite i3-Akademieveranstaltung in Enzklösterle

Dr. Albrecht Göschel begeistert Zuhörer im verschneiten Schwarzwald

Bei der zweiten i3-Akademieveranstaltung am Samstag, den 30. Januar stand Dr. Albrecht Göschel, der Berliner Soziologe und bundesweite Vorsitzende des Forums Gemeinschaftliches Wohnen, im Mittelpunkt. Trotz extremer Winterbedingungen wagten sich etwa die Hälfte der angemeldeten TeilnehmerInnen ins verschneite Enzklösterle, manche bis aus Freiburg, München oder gar Düsseldorf. Nach einer Einführung durch die Akademieleiterin Jutta Grünenwald und einer Begrüßung durch Bürgermeister Michael Faschon und die Hotelbesitzerin Regine Erhard stellte Alexander Grünenwald den prominenten Redner vor. Die ca. 30 Teilnehmer aus unterschiedlichen Projektgruppen konnten gar nicht aufhören, ihre brennenden Fragen an einen brilliant vortragenden Referenten loszuwerden und fanden am Ende, dass sich das “Winterwagnis” auf alle Fälle gelohnt hatte.

Herr Göschel nannte viele gute Gründe, sich gegenüber dem Gemeinschaftlichen Wohnen im Sinne lokaler selbstorganisierter Solidargemeinschaften zu öffnen. Gerade im Zusammenhang mit künftig weiter anwachsenden Kosten für Sozialleistungen und einem fortschreitenden Wegbrechen familialer Netze gäbe es ernstzunehmende, pragmatische Gründe, die für solche Wohnprojekte sprechen. Sehr hilfreich waren dabei die vielen anschaulichen bis autobiografischen Beispiele, die die abstrakten Aussagen des Soziologen lebendig untermalten.

Wichtigste Diskussionspunkte waren vor allem die Fragen:

– Ist das Gemeinschaftliche Wohnen eher eine bauliche oder informelle / soziale Angelegenheit, brauchen solche neuen Wohnformen überhaupt neue bauliche Voraussetzungen, oder können nicht auch vorhandene Bauformen Umsetzungsorte für diese Anliegen werden? Nach Dr. Göschel überwiegt eindeutig der Faktor einer Interaktion, einer losen Verabredung Gleichgesinnter ohne Garantie auf Einlösung. Und die kann fast überall Form annehmen.

– Ist der ländliche Raum oder sind eher urbane, städtische Quartiere ein geeigneter Hintergrund für Gemeinschaftliches Wohnen? Hier konnte ein “sowohl als auch” mit den jeweils unterschiedlichen Vorzügen diskutiert werden. Allerdings bekamen Einfamilienhaus-Gebiete im urbanen Randlagen ohne ausreichende Infrastruktur und Quartiersöffentlichkeit sowie isolierte Projekte in freier Landschaft für dieses Thema eine klare Absage. Hier ist die Wohnprojektgruppe zu sehr auf sich selbst zurückgeworfen, dies sei erfahrungsgemäß nicht unkritisch für den Projektalltag.

– Auch die Frage der Interessentenformierung, die Gestaltung der Auswahlverfahren für Interessenten waren Gegenstand der angeregten Publikumsdiskussion.

Im Anschluss konnten alle in kleinen Gesprächsrunden ihre besonderen Fragen mit dem Referenten bzw. dem anwesenden i3-Expertenteam noch weiter vertiefen. Vom Kuchen war am Ende (fast) nichts mehr übrig geblieben, Regine und Renate Erhard bekamen viel Lob: Sie waren wunderbare Gastgeberinnen!


Veröffentlicht am 01. Februar 2010